Pressestimmen
10.2010
SIEGESSÄULE
Singende Kavaliere
Der schwule Chor Rosa Cavaliere feiert seinen 20. Geburtstag mit zwei Konzerten und vielen Gästen.
Es war eine kleine musikalische Revolution, als sich in den 70er- Jahren in den USA die ersten schwulen Chöre formierten, natürlich im Zug der schwulen Emanzipation. Der erste und bekannteste war der San Francisco Gay Men’s Chorus. Wie so viele Wellen schwappte auch diese nach Deutschland hinüber, bald schlossen sich auch hier schwule Sänger zusammen: der Düsseldorfer Lustschrei, die Aachener Warmen Wellen, die Frankfurter Mainsirenen. Nur in Berlin dauerte es etwas länger; die Rosa Cavaliere gründeten sich erst 1990 und feiern in diesen Tagen ihr 20. Jubiläum. „Von Anfang an waren in unserem Chor auch Ostberliner mit dabei; wir gründeten uns ja gerade mal ein halbes Jahr nach dem Mauerfall“, erzählt Jürgen Zimmermann, Mitglied der Programmgruppe der Cavaliere.
Fast basisdemokratisch werden in dieser Gruppe Entscheidungen über Repertoireauswahl, Choreografien und Verteilung der Soloparts getroffen.
Zu Beginn der 90er kam eine Mitgliedschaft bei den Cavalieren einem Coming-out gleich: „Man wollte für das Singen einen festen Anlaufpunkt in der Community haben, Sicherheit in einem sozialen Gefüge, ohne Angst vor Mobbing!“, erklärt er die damalige Notwendigkeit, einen homophilen Chor zu gründen. „Das schwule Selbstbewusstsein wird gestärkt, wenn man mit 20 anderen Schwulen auf der Bühne steht und das Versteckspiel ein Ende hat!“
Vermutlich ist das auch heute noch für jeden Einzelnen der Cavaliere wichtig, denn das unterscheidet sie von einem traditionellen Chor: „Sicherlich ist unsere sexuelle Ausrichtung bei einem Konzert zu spüren. Aber auch die Art der Musik, die wir für unsere Shows auswählen, ist einzigartig. Ein Auftritt der Cavaliere gleicht immer einer Revue. Die Verbindung von Chor, Gesang und Show ist fast zu einem eigenständigen musikalischen Genre geworden.“
Besonderen Reiz übt aber vor allem das Singen eines Repertoires aus, das man so eben nur bei einem männerliebenden Männerchor findet; der Mix der Songs und die Choreografie dazu sind einzigartig: von Nina Hagens vergessenem Farbfilm über die Prinzen, die den schönsten Jungen der DDR besingen, bis hin zu Evergreens wie„Big Spender“– jeder Titel wird mit eigener Choreografie und Dramaturgie der Sänger auf die Bühne gebracht, die jenseits des Scheinwerferlichts Steuerberater, Konditoren, Psychologen, Studenten und Vorruheständler sind.
Zwar sind die Rosa Cavaliere in puncto Alter und Beruf gut gemischt, trotzdem plagt sie ein ernst zu nehmendes vokales Problem, es herrscht nämlich Stimmenmangel, vor allem bei hohen Tenören und tiefen Bässen. Die fehlenden Sänger sucht der Chor meistens über charmante Anwerbeaktionen bei seinen Konzerten.
Und davon gibt es im Oktober gleich zwei, wenn die Sänger ihren 20. Geburtstag mit dem Jubiläumsprogramm „Cavaliersdelikte“ feiern. Weil ihre Geburtstagstorte so groß ist, wollen die Cavaliere sie nicht alleine vernaschen und haben musikalische Gäste eingeladen, die sich sehen und vor allem hören lassen können.
Überaus stimmgewaltig geht es zu, wenn die Geburtstagskinder gemeinsam mit dem Hamburger Chor Schola Cantorosa die geballte schwule Sangeskraft hinausschmettern. Beim anderen Konzert spielt concentus alius, Berlins Homophilharmonisches Kammerorchester, ein Ständchen mit Werken von Tschaikowsky, Ravel und Chatschaturjan. Und damit schließt sich der musikalische Kreis, denn drei der Mitwirkenden dieses Jubiläumskonzerts wurden auf den vorherigen Seiten porträtiert: am Dirigierpult steht Christiane Silber, die Schlaginstrumente bedient Viorel Chiriacescu und als Solist bringt der Geiger Peter Wünnenberger die Saiten zum Klingen.
Herzlichen Glückwunsch!
(Gunnar König)
12.2006
CHORSPIEGEL
... und endlich betreten die RosaCavaliere, der renommierte Berliner Schwulenchor, von dem die Initialzündung für "Voices" ausging, die Bühne. Mit ihrem frischen Auftreten, einer professionellen, komödiantischen Choreographie und Sangesfreude pur versetzen sie schon mit dem ersten Titel, Dancing Queen, das Publikum in Stimmung. Auch zwei auf´s Schönste persiflierte Schlager aus DDR Zeiten sorgen für Begeisterungsstürme. Sicher hätten sich nicht nur die Verfasser mehr davon gewünscht...
06.2005
CHORSPIEGEL
6.Februar, Sonntag Nachmittag, vollbesetzter Kammermusiksaal, überwiegend jugendliches Publikum, frenetischer Beifall.
Die rosacavaliere haben wir längere Zeit nicht gehört; natürlich sind die "events" unter Thomas Noll in bester Erinnerung. Jetzt hat eine zierliche, selbstbewußte und kompetente junge Dirigentin die Leitung übernommen: Katrin Schüler-Springorum. Man merkt ihr die Theatermusikerin an: Klangschöner, gut artikulierter Männerchorgesang und flotte, witzige Show gehen Hand in Hand. Die Arrangements sind hervorragend, ebenso die Dirigiertechnik der "First Lady"
(Marek Bobéth)